In unserem Garten wächst Bärlauch in großen Mengen.
Ich liebe es, diesen zu sammeln und zu verarbeiten und empfinde es
immer wieder als großes Privileg, einen Garten und darin essbare
Pflanzen zu haben. Obwohl ich ein Dorfkind bin, weiß ich von Pflanzen viel weniger, als ich gerne würde. Trotzdem reizt es mich seit vielen Jahren,
mehr Pflanzen aus der Heimat zu erkunden und zuzubereiten. Wie beim
Sammeln von Pilzen gilt jedoch: Vorsicht! Nur sammeln, was man
zweifelsfrei (er-)kennt. Nur sammeln, was man wirklich braucht.
Sichergehen, dass es sich nicht, um etwas handelt, das ähnlich aussieht,
vielleicht aber giftig ist.
Ich
informiere mich also gerne. Frage erfahrene Menschen um Rat. Lese.
Benutze im Zweifelsfall noch einmal die ein oder andere
Pflanzenbestimmungsapp.
Wie passend für mich, dass jetzt gerade ein neues Buch zu Wildpflanzen erschien. Das wollte ich mir unbedingt genauer ansehen.
Leoniek Bontje und Yvet Noordermeer
Wildpflanzen essen
Das Handbuch mit mehr als 50 Rezepten
aus dem Niederländischen von Wiebke Krabbe
März 2020, Südwest Verlag
256 Seiten, 15,8 x 20,8 cm
20 €
{Dieses Buch habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung
gestellt bekommen. Eine weitere Bezahlung ist nicht erfolgt. Meine
Meinung ist unbeeinflusst.}
Erster Eindruck:
Das Buch hat ein handliches Format, das kann man auch
gut mitnehmen, in den Garten, in den Wald, es passt in den Rucksack.
Gleichzeitig sieht es wertig aus. Die Farbgestaltung ist angenehm, die
Schriftart simpel, erinnert an Schreibmaschinenschrift. Das
Inhaltsverzeichnis – und auch das gesamte Buch – ist nach Monaten
sortiert, in denen geerntet werden kann. Los geht es also mit Magnolien
oder Brennnesseln im März und April, über Waldmeister und Rotklee im Mai
und Juni, wilde Rauke und Klatschmohn im Juli und August, Buschmalve
und Hagebutten im September und Oktober bis zu Ideen für den Winter.
Vor den eigentlichen Pflanzen- und Rezeptseiten steht
eine Seite mit wichtigen, nützlichen Informationen. Respektvoll mit der
Natur umgehen: Nur ernten, was man braucht, umsichtig sein.
Vorsichtig sein: Nur sammeln, was man zweifelsfrei erkennt.
Zu
jeder Pflanze gibt es zunächst eine Doppelseite. Links eine
Detailaufnahme der Pflanze, sodass man diese gut erkennen kann. Rechts
eine Kurzbeschreibung: Wann blüht oder wächst die Pflanze, was kann man
davon essen, wie wirkt die Pflanze. Auf den nächsten Seiten folgen,
zumindest bei den meisten Pflanzen, ein oder zwei Rezepte.
Magnoliensirup,
Brennnesselsuppe oder Walnusslikör – das klingt für mich alles nach
soliden Rezepten mit Pflanzen, die ich zweifelsfrei erkenne.
Gundermannpesto, Flammkuchen mit Schafgarbe oder Kartoffelstampf mit
Kletten-Labkraut? Klingt reizvoll, auch wenn ich die Pflanzen noch nicht
kenne. Da würde ich vermutlich noch einmal recherchieren. Gibt es
Pflanzen die ähnlich aussehen? Mit solchen Informationen ist das Buch
eher sparsam.
Auf die Pflanzen, fertig, los!
Ich
ziehe also durch den Garten, pflücke zunächst Bärlauch. Den kenne ich
ja! Nicht weit entfernt sind zarte erste Brennnesseltriebe, davon
pflücke ich auch ein paar, denn ich würde gerne das Kräuterbrot
ausprobieren. Auch finde ich Knoblauchsrauke, davon wächst in unserem
Garten eine Menge. Der Joghurtdip mit Knoblauchsrauke klingt gut! Mein
Schwiegervater erzählt, dass Knoblauchsrauke beim Erhitzen ihren
Geschmack verliert. Ich lese nach und finde mehrere Quellen, die da
bestätigen. Auch beim Trocknen ginge demnach der Geschmack verloren. Das
wäre eine Information, die ich mir auch im Buch gewünscht hätte.
(K)ein Kochbuch?
Für
mich ist dieses Büchlein nicht in erster Linie ein klassisches
Kochbuch. Ich lese nicht ein Rezept, beschließe, es auszuprobieren und
kaufe dann ein. Ich durchstöbere das Büchlein, werde inspiriert, in die
Natur zu gehen, meine Region zu erkunden, den Garten zu inspizieren. Ich
schlage in dem Büchlein nach, nutze es als Ratgeber. Die Rezepte
klingen gut und ich merke mir einige davon vor: Wenn die Walnüsse grün
sind, möchte ich den Likör ansetzen. Ich möchte die Augen offenhalten,
nach Vogelmiere und Acker-Senf, und den Salat ausprobieren! Ich möchte
Waldmeister sammeln und einen Maiwein ansetzen.
Fazit
Es
ist für mich ein gelungenes Buch, eine große Freude. Es ist hübsch,
handlich, praktisch und robust. Es gibt es kein Stichwortverzeichnis,
keine alphabetische Sortierung; nur das doppelseitige Inhaltsverzeichnis
hilft, sich zurechtzufinden. Aber, wie gesagt: Die Gliederung nach
Monaten ist praktisch. Die Pflanzenbilder sind schnörkellos und helfen
gut, die Pflanzen zu erkennen und zu finden. Auch die Rezeptbilder sind
sehr ansprechend. Dazwischen gibt es weitere ganzseitige Bilder, z. B.
vom Sammeln, von Gartenfeiern oder gemeinsamen Unternehmungen. Die geben
dem Büchlein eine persönlichere Note, trotzdem hätte es für mich davon
etwas weniger sein können. Ich komme da auf rund 15 Seiten, auf denen
ich lieber noch das ein oder andere Rezept oder eine weitere Pflanze
gehabt hätte.
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