Küchenliebeleis KHM: die Hintergrundgeschichte

Eine der wichtigsten Entscheidungen während meines Studiums war es, mich am 18. Oktober 2012 in ein Seminar zu setzen, für das ich nicht zugelassen worden war. Ich studiere damals Anglistik und fand das für mein Nebenfach, Germanistik, ausgeschriebene Forschungs-Seminar Grimm-Orte in Kassel sehr reizvoll. Dass es mein Leben tatsächlich grundlegend verändern würde, das ahnte ich damals natürlich nicht. 

Der Professor lehrte sein Fachgebiet mit einer Leidenschaft, die mich vom ersten Moment an beeindruckte; gleichzeitig war es das erste Seminar, in dem ich selbst die Gelegenheit hatte, wissenschaftlich zu arbeiten und einen eigenen Beitrag zur Forschung zu leisten. Ich lernte, in und mit Archiven und Archivalien zu arbeiten, frischte meine Fähigkeit, alte Schriften zu lesen auf, und fand mich plötzlich in einer Nische der Germanistik, die für mich unvergleichbar spannend und aufregend war. Noch im selben Jahr folgte ein internationaler Grimm-Kongress, im Jahr darauf erhielt ich eine Hilfskraftstelle bei diesem Professor und wechselte mein Studienfach vollständig zur Germanistik. In den nächsten Jahren folgten mehrere Projekte im Bereich der Grimm-Forschung und meine Grimm-Leidenschaft wuchs heran. Meine Bachelorarbeit widmete sich einem Briefwechsel der Brüder Grimm, ich entschied mich zum Master-Studium und durfte an spannenden Tagungen teilnehmen. Kurz vor dem Master-Abschluss erhielt ich das Angebot, für die Grimm-Sammlung der Stadt Kassel als Volontär zu arbeiten und begann diese Stelle 2020. Mittlerweile arbeite ich dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Teilzeit.

Aber nicht nur mein beruflicher Werdegang bekam an jenem Donnerstag im Jahre 2012 eine grundlegende Perspektive: In diesem Seminar saß ein junger Mann, der vom ersten Moment an meine Aufmerksamkeit hatte, der so begeistert vom Fach wirkte, wie ich es war. Wir wurden Projektpartner, später Kollegen, dann ein Paar, Ehepartner, Eltern. Unsere Leidenschaft verband uns von Anfang an und so ist unsere private Geschichte immer wieder fast untrennbar verknüpft mit unserer fachlichen. Gemeinsame Archivbesuche, Neugier und Wissenslust, unzählige Stunden der Forschung, Lektüre und Aufarbeitung. Parallel zu unseren Hochzeitsvorbereitungen arbeiteten wir 2018 gemeinsam an unserer ersten gemeinsamen Publikation; wir heirateten an einem echten Grimm-Ort.

Mit Küchenliebeleis KHM binde ich nun eine weitere Leidenschaft ein: Essen. Auch hier teilen mein Mann und ich – und mittlerweile auch unsere Tochter – die gleichen Grundsätze. Wir sind neugierig, wollen Neues entdecken und Altes bewahren. Mit diesem kulinarischen Blick schaue ich auf die Kinder- und Hausmärchen (KHM) der Brüder Grimm. Ich möchte gleichzeitig die unbekannteren Märchen ans Licht (und auf den Teller) bringen und manch bekanntem Märchen eine neue Wendung geben, ganz nach dem Motto: „Manches ist auf diese Weise wörtlich beibehalten, und wird in seiner Wahrheit nicht zu verkennen seyn.“

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