{Dieses Buch habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar vom at-Verlag zur Verfügung gestellt bekommen. Eine weitere Bezahlung ist nicht erfolgt. Meine Meinung ist unbeeinflusst.}
Erster Eindruck:
In diesem Buch fällt die Einleitung länger aus. James Rich erzählt von Äpfeln und ihrer Geschichte, erzählt von seiner eigenen Familiengeschichte und seiner Kindheit in Somerset, gibt eine ausführliche Warenkunde, Hinweise zu den Rezepten und eine Anleitung zum Sterilisieren der Gläser. Dann folgen in fünf Kapiteln die Rezepte: Leichte Kleinigkeiten, Herzhafte Gerichte, Beilagen und Saucen, Süße Sachen und Getränke.
Leichte Kleinigkeiten umfasst Rezepte wie Müsli, aber auch Suppen und Salate. Überraschender sind in diesem Kapitel Apfelküchlein, die frittiert werden, sowie Zwiebelkuchen und Apfeltörtchen mit Blätterteig.
Herzhafte Gerichte (im Original Feasts) zeigen sich in einer großen Vielfalt: Muscheln in Cider gegart, Apfel-Curry, Huhn-Apfel-Crumble, Puten-Apfel-Burger ... Hier klingt für mich ein Gericht besser als das nächste!
Beilagen und Saucen enthält neben Salaten, Relish, Chutney und Marmelade außerdem so Kleinigkeiten wie Apfelchips und ein Rezept für Apfelessig.
Im Kapitel für süße Sachen wird es klassischer für deutsche Rezeptverhältnisse: Kuchen, Crumble, Bratäpfel, aber auch verschiedene Eis-Sorten, die verlockend klingen.
Das Getränkekapitel schließt ab mit Smoothies, Tee und Punsch, besonders aber mit reichhaltigen Cocktailangeboten.
Zur Übersetzung:
Mittlerweile versuche ich eigentlich, übersetzte Kochbücher zu vermeiden. Zu oft störe ich mich an schlechten Übersetzungen und Fehlern. Hier konnte ich der Versuchung aber nicht widerstehen (Äpfel halt!). Übersetzt wurde von Susanne Bonn, die außerdem auch einige Passagen umgeschrieben hat, damit grundlegendes Apfelwissen sich nicht nur auf England bezieht, sondern auf den deutschen Markt angepasst wird.
Im Kapitel Meine Apfel-Familiengeschichte hängt Susanne Bonn so einen ganzen Absatz zu Cider außerhalb Englands an. Dass dieser Absatz eigentlich gar nicht von James Rich stammt, wird nicht kenntlich gemacht und ich empfinde es als etwas befremdlich. Hier hätte ich mir eher gewünscht, dass das sehr persönliche Familienkapitel des Autors für sich stehen bleibt und man ein weiteres Vorwort der Übersetzerin einfügt. Das würde allen mehr gerecht werden und der Übersetzerin zugleich Anerkennung für ihre Mehrarbeit schenken.
An anderen Stellen geht aber auch etwas verloren: Unterscheidet James Rich beispielsweise zwischen süßen, säuerlichen und bittersüßen bzw. -sauren Äpfeln, erweitert die Übersetzerin das zwar um süß-säuerliche Äpfel und ergänzt die Listen mit heimischen Äpfeln, dafür führt sie die bitteren Äpfel gar nicht auf, da diese in den Rezepten im Buch keine Rolle spielten. James Richs Ode auf den Cider fällt hier dann ganz weg. “Cider-making, like wine-making and beer-brewing, is both a science and an art.”
Das Fachwissen über spezielle englische Apfelsorten wird ebenfalls aus dem Buch herausgenommen und mit deutschen Apfelsorten ausgetauscht. Einerseits eine verständliche Entscheidung, für den deutschen Buchmarkt, andererseits aber ein Verlust für interessierte Leser.
Schade finde ich es, dass auch in den Rezepten ent-anglisiert wird. Cheddar wird als Zutat oft einfach durch Käse ersetzt und allenfalls als ein möglicher Vorschlag genannt; auch bei den Apfelsorten wird entsprechend eingegriffen. Das mag bei spezifischen englischen Sorten sinnvoll sein, warum aber etwa der explizite grüne Apfel für diesen Kuchen nur mit einem säuerlichen Apfel übersetzt wird, bleibt offen. Alles kein Drama, aber so Feinheiten, die mir wieder vor Augen führen, warum ich lieber zum Original greife.
Außerdem
tauchen hier und da kleine Fehler bei den Mengen auf, die im Lektorat
hätten auffallen können (beim Apfelkuchen wird beispielsweise ein
Teelöffel Zimt verwendet, von dem eigentlich die Hälfte mit dem Mehl an
den Teig kommen, die andere Hälfte für die knusprige Nuss-Schicht
verwendet soll ‒ in der deutschen Ausgabe soll aber ein Teelöffel an den
Teig und „der restliche Teelöffel Zimt“ an die Nüsse, trotzdem steht
auch hier nur ein Teelöffel bei den Zutaten).
Ausprobiert:
Huhn-Apfel-Crumble, Apfel-Dattel-Kuchen mit Kaffeeguss, Schweinekotelettes mit Apfelessigsauce (Rezept s. unten)
Die Apfel-Käse-Scones mit Thymian habe ich auch ausprobiert: diese waren leider ein Desaster. Der Teig hatte keine sehr angenehme Konsistenz, die Angabe „fest, aber feucht“ war nicht wirklich hilfreich. Statt aufzugehen zerlief der Teig dann leider mehr und am Ende hatten wir große, flache Taler, die mit Scones nicht viel gemeinsam hatten. Geschmacklich waren sie in Ordnung, was aber auch eher kein Lob ist.
Auf der Ausprobier-Liste:
Kapitel 1: Zwiebelkuchen mit Apfel und Cheddar, Apfeltörtchen mit Ziegenkäse und Honig.
Kapitel
2: Gebratetene Ente mit Apfelweinbrandsauce, langsam geschmorter
Schweinebauch mit eingelegtem Apfel, mit Apfelwein glasierter Schinken
Kapitel 3: Apfelsirup, ultimative Apfelsauce
Kapitel 4: Apfel-Zimt-Schnecken, Apfel-Rosmarin-Kuchen, Cider-Sorbet
Kapitel 5: Apfel-Eistee, Apfelcocktail mit Rose und Minze, Cider-Thymian-Cocktail
Zu diesem Rezept und den Zutaten:
Schweinefleisch und Äpfel, das passt für mich absolut gut zusammen. Hier kommt der Apfel gleich dreifach ins Gericht: in Spalten geschnitten, als Essig und als Cider. Die Zutaten sind alle ganz klassisch und problemlos zu bekommen. Das Rezept ist simpel, aber gut.
Man sollte nur aufpassen, dass kleinere bzw. dünnere Kotelettes vielleicht etwas weniger lange im Ofen brauchen und die Garzeit entsprechend anpassen, damit das Fleisch nicht trocken wird.