Ein kleiner Kurzurlaub
Der Grund unserer kurzen Reise war, dass
mein Freund am Montag seinen 27. Geburtstag feierte. Dafür entführte ich ihn
bereits am Sonntag und wir machten uns auf die Reise, ohne, dass er das
Ziel kannte. Er war gespannt und ich furchtbar aufgeregt: Würde ihm meine Idee gefallen? Irgendwo hinter Koblenz sah er das Verkehrsschild
"Luxembourg - Trier" und meinte, das seien aber auch zwei schöne Reiseziele.
In mir machte sich die Erleichterung breit. Als wir dann in Pfalzel kurz vor Trier in der
Klosterschenke, unserer
Unterkunft direkt an der Mosel, ankamen, war er begeistert.
Wir
fuhren noch am Nachmittag mit dem Auto nach Trier rein und
bummelten mit einem Eis durch die Fußgängerzone vom Hauptmarkt zur
Porta Nigra, wo wir
den Kunsthandwerkermarkt besuchten. Außerdem kauften wir uns eine
Stadtkarte, die wir bei einem Kaffee und einem Eiskaffee am Hauptmarkt
studierten. Die "blaue Tour" führte zu den für uns interessantesten Sehenswürdigkeiten und sollte vom Fußweg her 3-4 Stunden dauern - perfekt!
Abendessen im Gasthaus zur Glocke
Wir erkundeten noch ein wenig
die Umgebung um den Hauptmarkt und die
Porta Nigra, beschlossen aber uns
die weiteren Sehenswürdigkeiten für den Geburtstag aufzuheben. So
führte uns unser Weg dann zum
Wirtshaus "Zur Glocke", wo wir erst einmal
gemütlich regionales Bier und regionalen Apfelwein tranken.
Zum Abendessen wagten wir uns dann
an etwas für uns ganz Neues: Pferdesteak. Wir hatten beide noch nie -
wissentlich - Pferd gegessen und waren einfach neugierig und
probierlustig.
Die Steaks waren medium gebraten und
wurden mit gebratenen Zwiebeln, Knoblauchsauce, Kräuterbutter und Pommes
bzw. Bratkartoffeln und Salat serviert. Ich fand den Geschmack relativ
unspektakulär, sehr rindähnlich, vielleicht ein wenig an Wild erinnernd.
Die Konsistenz ähnelte ein bisschen Leber, fand ich. Es gefiel mir aber
wirklich gut, besonders mit den Zwiebeln und der Kräuterbutter. Auch
das Lokal selbst fand ich wirklich schön, sehr gemütlich und urig
eingerichtet.
Von der Klosterschenke zu Burgern
Wir fuhren dann zu unserer
Unterkunft nach Pfalzel zurück, liefen noch ein wenig durch das süße kleine Dorf. Den Abend ließen wir dann im Biergarten direkt an der Mosel mit Bier und Cocktails ausklingen.
Der
Geburtstagsmorgen begann dann mit einem Frühstück im ehemaligen
Kreuzgang des Klosters. Die Klosterschenke legt viel Wert auf regionale,
fairgehandelte und biorichtlinienentsprechende Lebensmittel. So ist die
Auswahl am Frühstücksbüffet nicht überwältigend groß, aber qualitativ
hochwertig. Mir gefiel besonders das süße Hefebrot mit dem regionalen
Honig und den selbstgemachten Marmeladen sehr, während mein Freund sich
mehr an den verschiedenen Käsesorten und den Eierspeisen erfreute.
Mit dem Bus ging es dann in die Innenstadt. Nachdem
wir den Vormittag über die halbe Trierer Stadt zu Fuß erkundeten
(die Zwischenstationen würden einen eigenen Reisebericht ergeben, den
ich Euch zugunsten der kulinarischen Aspekte nun einmal vorenthalten
werde), kehrten wir mittags spontan beim
"Burgeramt" ein. Ein Vielzahl
verschiedener Burger lockte uns - und wer kann zu Burgern schon nein
sagen? Ein Chili-Cheese-Burger für ihn, einen Burger Québec (mit in Ahornsirup gebratenen Zwiebeln und Bacon) für mich, dazu ein Craftbier und eine Fritz-Cola.
Nicht schlecht, die
Burger, aber bei kritischer Betrachtung und dem Vergleich zu unseren
eigenen Kreationen auch nicht überwältigend gut. Es machte aber definitiv mal wieder Lust darauf, selbst neue Burger zu entwickeln!
Das römische Abendessen mit Blick auf den Dom
Gestärkt
konnte es aber nun weiter durch Trier gehen, die zweite Hälfte der Stadt
erwartete uns. So liefen wir bis in den frühen Abend und sanken dann auf
dem Domvorplatz beim Restaurant
"Zum Domstein" in die Stühle und wurden
umgehend mit Wein und Bier versorgt.
Dort sollte dann auch der
kulinarische Höhepunkt unserer Reise folgen: Ein römisches Menü. Dieses
ist nach Rezepten aus dem Buch
De re coquinaria entwickelt worden (das Kochbuch habe ich mir auch gleich in einer latein-deutschen Ausgabe gekauft!).
So
gab es für uns als Apertif
Mulsum, einen gewürzten Honigwein. Er
erinnerte mich stark an Met, nur ein wenig leichter, vielleicht
verdünnter, und mit sehr vielen verschiedenen Aromen, deutlich Fenchel.
Dann gab es
Tisana, eine Graupensuppe mit Schweinefleisch.
Beim Originalrezept hierfür handelt es sich wohl um eine sehr dicke, sättigende Suppe; bei unserer Variante war es aber eine leichtere Vorsuppe, die noch Platz für weitere Köstlichkeiten ließ. Dazu, wie auch zu allen weiteren Vor- und Hauptspeisen, gab es
Mustea, Mostbrötchen.
Diese enthielten eine Vielzahl an Gewürzen, wovon der Kümmel deutlich dominierte. Außerdem wurde bei jedem Brötchen ein Lorbeerblatt aufgelegt und mitgebacken - was vor allen Dingen toll aussah. Es folgten
Lucanicae, lukanische Würstchen, mit
Fabaciae virides, grünen Bohnen und
Cardui, Artischockenherzen in einer herben Sauce.
Das Fleisch der Würstchen war nicht nur für uns außergewöhnlich gewürzt, sondern auch mit mehreren anderen Zutaten gemischt, ich nehme an, dass es Pinienkerne und irgendein Getreide, vielleicht auch Bohnen, waren. Die grünen Bohnen gab es als Salat dazu, mit einer Marinade aus Koriandersamen und verschiedenen weiteren Gewürzen. Die Sauce zum Artischockenherz erinnerte an eine milde Senfsauce und hatte gehackte Eier als Bestandteil. Gemeinsam mit den Mostbrötchen schmeckte das vorzüglich! Die Würstchen waren ebenfalls sehr gut, der Bohnensalat gefiel mir persönlich nicht so sehr.
Zum Hauptgang gab es
Cervus assus, in cervum assum iura ferventia, was eigentlich Hirschbraten in einer Damaszener-Pflaumen-Sauce wäre. Saisonbedingt gab es aber für uns statt Hirsch Spanferkel.
Die Sauce war dabei unglaublich dickflüssig, süß durch die Pflaumen und vermutlich auch durch Honig, mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen abgeschmeckt. Dabei fielen erneut besonders die Koriandersamen auf. Außerdem waren Frühlingszwiebeln dabei. Bei der Sauce war ich mir die ganze Zeit unsicher: Mag ich sie? Oder nicht? Oder doch? In einer geringen Dosierung fand ich sie zum Fleisch sehr, sehr gut, aber zu viel davon mochte ich nicht. Es schmeckte ebenfalls toll, die Brötchen in ein wenig der Sauce zu tunken.
Als Dessert gab es dann für mich
Patina de piris, einen Birnenauflauf, und für meinen Freund
Ova spongia ex lacte, ein Omelette mit Mandeln, Honig und Pfeffer.
Der Birnenauflauf bestand aus geschichteten, weichgekochten Birnen und einer gestockten Eiercreme, mit etwas Honig gesüßt und mit etwas Pfeffer bestreut. Es war ein schön leichter Nachtisch und gefiel mir besonders durch die fruchtige Komponente sehr. Das Omelette traf meinen Geschmack nicht so sehr; meinem Freund gefiel es allerdings gut.
Zum Essen bestellten wir uns regionale Weine und als Digestif gab es einen vermutlich nicht sehr römischen aber dafür trierischen Weinbergpfirsischlikör.
Das römische Menü ist für Menschen, die auf der Suche nach ausgefallenen Speisen und Geschmacksrichtungen sind definitiv zu empfehlen. Wir empfanden es als einen rundum gelungenen Abend an einem tollen Geburtstag in einem wunderschönen Kurzurlaub. Das Rezeptbüchlein liegt neben mir und ich bin sehr gespannt, was es daraus in unserer Küche noch so alles geben wird.
Ich hoffe auch Euch hat der kulinarische Ausflug gefallen!
Alles Liebe
Eure