Freitags gehe ich momentan meistens mit dem Kind auf den Markt. Besonders für den frischen Fisch lohnt sich dieser Ausflug jedes Mal, finde ich. Aber ich mag auch das Angebot an Oliven und Dips, Wildfleisch und Bio-Gemüse sehr. Auch ein Abstecher ins Café gehört dazu – bei gutem Wetter mit Platz draußen, um das Markttreiben zu beobachten, bei schlechtem Wetter drinnen. Der Marktbesuch regt mich auch immer wieder dazu an, über verschiedene Themen nachzudenken: Nachhaltigkeit, Konsum, Regionalität, Saisonalität – und auch Finanzen. Die Einkäufe auf dem Markt sind in der Regel nicht günstig. Die Frage ist natürlich aber immer, mit was man es vergleicht: der Supermarktkette? Oder dem Bio-Laden? Abgepackte Ware, in Plastik geschweißt, tiefgekühlt, aufgetaut, importiert – oder frisch, aus der Region, fair gehandelt, mit gerechten Löhnen für alle beteiligten?
Am Freitag musste ich zweimal schlucken, bei Preisen. 5,20 € für einen (zugegeben großen) Cappuccino (mit Hafermilch, sonst 5,50 €). Und dann zeigte das Kind auf den Brotstand und ich spielte mit dem Gedanken, ein Schokoladenbrötchen für den Weg einzupacken. 1,85 € hätte es allerdings kosten sollen – und das war es mir in dem Moment nicht wert. Ich schlug dem Kind stattdessen vor, nach Hause zu laufen und zuhause gemeinsam zu backen. „Schokoladen- oder Rosinenbrötchen,“ schlug ich dem Kind vor, „oder beides.“ Beides, wollte das Kind, und erinnerte mich auf dem Weg immer wieder daran.
Also räumten wir zuhause die Küche auf. Setzten gemeinsam den Hefeteig an, überwiegend aus Bio-Zutaten. Backen mit Kleinkind – romantisch-idyllisch-schön, dabei aber auch zeitintensiv und anstrengend. Mehl überall, Milch überall, hier geht was daneben und dort auch. Erklären, wiegen, helfen. Die Magie des Backens teilen. Dann muss der Teig gehen. Weiter bearbeitet werden. Den Teig teilen, mit Rosinen bzw. Schokolade mischen, Brötchen formen, nochmal gehen lassen. Und dann backen. Den Duft genießen, die warmen Brötchen aus dem Ofen holen, für alle Sinne eine Freude. Und dabei der Stolz: Das haben wir gemacht. Das war vorher Ei und Mehl und Milch und jetzt, jetzt sind es Brötchen! Wie großartig ist das? Und dann noch aufräumen, abspülen.
5,71 € haben die reinen Zutaten gekostet, für 13 Brötchen, also rund 48 Cent für ein Brötchen. Mit üppig Schokolade bzw. Rosinen, ganz frisch, ganz warm. Aber man muss bedenken: Alle Zutaten waren da, ich musste nichts extra kaufen. Und natürlich ist da nicht die Arbeitszeit enthalten, nicht die Energie, nicht die Zeit des Einkaufs. Keine Bezahlung von Mitarbeitern, von Miete, von Standgebühren. Keine Gewinnspanne. Ich habe kein großes Ergebnis meiner Gedanken. Ich finde nur, dass es wichtig ist, beide Seiten anzusehen und zu verstehen: Die Menschen, die nicht bereit sind, knapp 2 € für ein Rosinen-Brötchen zu bezahlen und die Betriebe und Unternehmen, die mehr betrachten müssen, als reine Zutatenpreise.
Zubereitung für etwa 12 Brötchen: