Rezension: Legendäre Dinner


 
 
Was gibt es zu essen, wenn Salvador Dalí und Coco Chanel an einem Tisch sitzen? Was kommt auf den Tisch, wenn Richard Nixon die Astronauten der Mondlandung einlädt? Was aß Goethe an seinem 66. Geburtstag? Diese Fragen mag man sich vielleicht noch nicht explizit gestellt haben, aber spannend sind sie doch auf jeden Fall. 20 berühmte, besondere, ja legendäre Dinner beschreibt Anne Petersen in diesem Kochbuch, das weit mehr ist: Ein Blick in die Geschichte, manchmal eine kleine Zeitreise und Einblicke in die Küchen berühmter Persönlichkeiten. 

 
{Dieses Buch habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Eine weitere Bezahlung ist nicht erfolgt. Meine Meinung ist unbeeinflusst.}


Anne Petersen:
Legendäre Dinner. Unvergessliche Rezepte berühmter Gastgeber
Prestel, 224 Seiten, 21,0 x 27,0 cm, 180 farbige Abbildungen
36 €

 
Erster Eindruck:

 
Hier haben wir ein sehr stilvolles Buch vor uns, dass definitiv keine Alltagsküche präsentiert, sondern ganz besondere Gerichte auf wunderschön gedeckten Tafeln präsentiert. Entsprechend ist auch das Design des Buches: hell, klar, freundlich, große (oft doppelseitige) Bilder, perfekt durchkomposiert. Neben den Bildern von Essen und Zutaten finden sich zahlreiche historische Photographien und Illustrationen, wie ein Hochzeitsbild der frisch vermählten Queen oder Zeichnungen für ihr Hochzeitsbouquet. Der Eindruck, dass es sich um weit mehr als ein Kochbuch handelt, wird verstärkt. Das ist ein Buch, das eigentlich viel zu schade für die Küche ist. Eins, das man auf einem hübschen Beistilltisch am Sofa liegen haben möchte.



Die Aufteilung und intensiverer Blick:
 

 

Man wird in 20 Festmenüs durch das Buch geführt, meist mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert. So gab es bei der Queen Seezunge Mountbatten, geschmortes Rebhuhn mit grünen Bohnen, Nusskartoffeln und Salade Royale – Blattsalat mit Feigen und Walnusskernen –und eine Bombe glacée. Bei jedem Rezept ist der ungefähre Zeitaufwand angegeben, hier beispielsweise 80 , 135 und 60 Minuten, wobei Gefrier- oder Garzeiten oft zusätzlich notiert sind. 

Die Schriftart der Rezepte und Zutaten ist relativ klein, da muss man genau hinschauen. Und das sage ich als gut sehende 30-Jährige! 


Die Zutaten und Rezepte:

 

Die meisten Zutatenlisten sind recht lang, es wird aber auch vieles selbst gemacht. Brühe, Vanille-Eis,... – hier wird oft auf Qualität durchs Selbstmachen gesetzt. Hier und da wird aber auch etwas Fertiges verwendet oder darauf gesetzt, dass man es vorab ohne angegebenes Rezept selbstmacht: Baisers oder Fischfond, Fleischglace oder Kalbsjus, Strudelteig oder .... Da braucht man eine gute Quelle für oder muss noch einmal viel Zeit hineinstecken, um es vorzubereiten!

 

Seezunge und Rebhuhn, Wachteleier und Jakobsmuscheln sowie Trüffel oder Rehrücken sind natürlich nur einige der vielen exquisiteren Zutaten, die aber auch jeweils in den meisten Rezepten Hauptbestandteil des jeweiligen Gerichts sind. Ansonsten handelt es sich aber oftmals um klassische Zutaten. Außerdem fällt auf, dass viel mit Alkohol gekocht wird. 

 

Ich habe das Buch in der Schwangerschaft erhalten und festgestellt, dass vieles (oh, so vieles!) für mich erst einmal wegfällt. Die meisten Fleisch und Fischgerichte (und davon gibt es viele!) leben davon, dass man sie nicht durchgart oder gezielt roh verwendet, in zahlreichen Gerichten ist der Alkohol zentraler Bestandteil und ein Ersetzen wäre vielleicht möglich, sicher aber nicht so schön.

 

Wie bereits erwähnt handelt es sich nicht um Alltagküche, weder von den Zutaten her, noch vom Zeitaufwand. Schon der Einkauf erfordert Zeit, da man meist mehrere Läden oder Händler ansteuern muss, dann die Vorbereitungszeit, die Hauptarbeitszeit, die Garzeit – Festessen eben! Die wenigen Gerichte, die schlichter und schneller sind, die sind für mich persönlich dann auch weit weniger reizvoll, wie Spaghetti al pomodoro mit abschließendem Apple Crumble (nichts gegen Apple Crumble, aber wir wären doch alle enttäuscht, wenn ich ein so exquisites Buch vorstelle und es dann Äpfel mit Streuseln gibt, oder?).


Was meint ihr, bei wem es Artischocken-Orangen-Salat, Consommé von Wachteln, Rehrücken mit Aubergine und Aubergine und Früchte mit Weinschaumsauce gab?


 
Ausprobiert: 
 
Habe ich tatsächlich noch nichts. Diese Rezepte sind für ganz besondere Anlässe, wenn man ausgiebig feiern und schlemmen möchte und rundum genießen kann und darf. So eine Gelegenheit bot sich mir noch nicht. Wenn sich aber bald einmal wieder ein Festessen mit Freunden oder der Familie einrichten lässt, dann werde ich mit Sicherheit zu diesem Buch greifen und schauen, ob ich eines der extravaganten Gerichte in meine Küche und auf meine Tafel bringen kann, vielleicht mit der ein oder anderen Abweichung und Anpassung, aber sicher unvergesslich gut!
 

Wenn ich mir ein Dinner zusammenstellen könnte:

Dann würde ich auf einen Orangen-Grenadine-Aperitif bei Truman Capote vorbeischauen, die Seezunge Mountbatten bei der Hochzeit der Queen probieren, die Tournedos grillé Henry IV – Rinderfiletsteaks mit Sauce Béarnaise in Artischocken – mit John F. Kenney verspeisen (oder vielleicht doch das Filet of Beef Périgourdine mit der Apollo-Crew? Oder das Petite Filet mit Krabben-Ravioli bei Michelle Obama?) und zum Dessert die Zabaglione mit Kakaobohnen-Crunch bei Thomas Mann.

Fazit:

Es ist für mich ein ganz besonderes Buch, besonders für Liebhaber der guten Küche, die vielleicht auch noch ein wenig geschichtsinteressiert sind und gerne lesen. Für mich wäre dieses Buch in der Küche ein wenig zu schade, lieber lese ich und lasse mich inspirieren. Bisher gab es für mich nicht die Gelegenheit, die Rezepte tatsächlich auszuprobieren. Aber es liest sich gut

Lasst es Euch gut gehen!
Eure












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