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Gastbeitrag von Patervocis
Howgh!
Anfang Juli, Hitzewochenende in Deutschland – 35°C, das sind
95° Fahrenheit auf amerikanisch. Und aus
Nordamerika, genauer aus der Navajo Nation Reservation, stammt das heute
ausprobierte Rezept, das aber merkwürdigerweise „Huhn auf baskische Art“ heißt.
Wir haben heute festgestellt, dass dieses leichte Gericht bei sehr warmem
Wetter angenehm zu essen ist, und vielleicht haben die Navajo es genau aus
diesem Grund von den Basken übernommen, denn in der Wüste von Arizona sind solche
Temperaturen ja durchaus nicht ungewöhnlich.
Im Kochbuch angegeben sind die Zutaten für 4 Personen; da
wir zum Sonntagsessen wieder 7 Personen waren, habe ich die Mengen einfach
verdoppelt.
Zunächst habe ich 2 Hähnchen wie angegeben in je acht Teile
zerlegt. Im Buch ist das nicht genauer beschrieben; ich zerlege ein Hähnchen in
solchen Fällen gerne in Ober- und Unterkeulen, die Flügel mit je einem Stück Brust (ca. ¼) daran
und die restliche Bruststücke. Für das
Rezept wird Hühnerbrühe benötigt, daher habe ich die Hähnchen schon am Morgen
ausgebeint und aus den Karkassen und den Flügelspitzen eine Hühnerbrühe
gekocht.
Die Hähnchenstücke werden gesalzen und gepfeffert und in
Olivenöl angebraten, dann erst mal zur Seite gestellt. Im Buch steht, dass die
Hähnchenteile im Topf angebraten werden sollen; da ich viel mehr Fleisch hatte,
habe ich zusätzlich eine (unbeschichtete) Pfanne genommen, damit es schneller ging.
Vier Zwiebeln werden gehackt, zwei grüne und zwei
gelbe Paprikaschoten in Streifen geschnitten; das alles wird dann im Topf in
Olivenöl angeschmort. Sechs (in etwas
Salz) zerdrückte Knoblauchzehen habe ich zum Schluss dazugegeben, die
Hähnchenteile wieder dazugelegt und mit ca. einem halben Liter Hühnerbrühe
zunächst den Bratansatz aus der Pfanne gelöst (deswegen unbeschichtet!) und in
den Topf gegeben, dann mit einem knappen halben Liter Weißwein (nach Rezept
450ml) und 0,1 Liter „Cognac“ aufgefüllt; den Cognac habe ich in diesem Fall
durch eine entsprechende Menge ordentlichen „uralten“ deutschen Weinbrandes
ersetzt. Schließlich habe ich zwei
400gr.-Dosen stückige Tomaten dazugegeben (- im Rezept steht nur „1 Dose
Tomaten in Stücken“ ohne weitere Mengenangabe , aber große Dosen wären
definitiv zu viel!), umgerührt, Deckel
drauf. Das Ganze wird 40 Minuten bei mittlerer Hitze geköchelt.
Zwei- bis dreimal habe ich zwischendurch umgerührt und war
dabei etwas skeptisch; nach den angegebenen vierzig Minuten war ich
einigermaßen enttäuscht, denn die Sache sah doch sehr „suppig“ aus. Im Rezept
steht, man solle den Deckel „locker“ auf den Topf legen. Ich hatte ihn einfach
aufgelegt, ohne weiter über dieses „locker“ nachzudenken. Hinterher ist mir
aufgegangen, dass es dabei offenbar um die Flüssigkeitsreduktion geht. Das
Ganze soll wohl etwas einkochen, damit alles sämiger wird. Also sollte man den
Deckel entweder auf „Kipp“ legen, oder
vielleicht, das werde ich das nächste Mal ausprobieren, in der letzten viertel
Stunde den Deckel abnehmen und die Flüssigkeit reduzieren.
Egal, nun war es eben „suppig“ geworden, daher haben wir
schnell noch zusätzlich tiefe Teller und Löffel
gedeckt, ging auch. Und es hat sehr sehr
gut geschmeckt, daher wird es sicherlich ein „nächstes Mal“ geben! Das
Gericht hat natürlich, gerade in meiner etwas „suppig“ geratenen Variante,
etwas von einem Hühnereintopf; durch das Anbraten der Hähnchenteile wird es
aber kräftiger, mit deutlichen Röstaromen; Wein und Cognac verleihen ihm
gleichzeitig ein gewisse Leichtigkeit. Es
erinnert an typische französische Hühnergerichte wie Coq au vin, ist
aber durchaus eigenständig.
Als Nicht-Alkoholiker braucht man sich sicherlich keine
Gedanken über den enthaltenen Wein und Cognac machen; da Alkohol einen deutlich niedrigeren Siedepunkt hat als
Wasser, dürfte nach 40 Minuten Kochzeit das Meiste verflogen sein. Ein
entsprechendes Aroma bleibt allerdings zurück – und das soll es ja auch. Ein
ausgesprochenes Kindergericht ist es allerdings mit diesem Aroma eher nicht.
Noch eine Anmerkung zu den Dosentomaten: Normalerweise
verwende ich keine Dosengemüse, aber im Falle von Tomaten habe ich mit einer
solchen Angabe im Rezept kein Problem. Im Gegenteil, die Tomaten für Dosen
werden in den Erzeugerländern meist reif geerntet und haben daher in aller
Regel ein intensiveres Tomatenaroma als
die frischen und wegen der Transportwege grundsätzlich zu früh geernteten Tomaten beim
normalen Lebensmittelhändler. Wer eine
Quelle für richtig reife und aromatische frische Tomaten hat, kann natürlich
auch diese für ein solches Gericht verwenden. Unsere Gartentomaten sind aber
noch nicht so weit.
Das Rezept empfiehlt als Beilage „Wildreis“, den ich
natürlich nicht beim Lebensmittelhändler um die Ecke bekommen konnte. Normaler
Reis war mir im Rahmen unserer kulinarischen Weltreise zu wenig „amerikanisch“.
Daher habe ich kleine Ofenkartoffeln und geröstetes Brot dazu gereicht. Das
machte sich gut; normaler Reis würde aber sicherlich auch sehr gut zu diesem
Gericht passen, oder ebenso auch gekochte Kartoffeln.
Zur Aufmachung des Rezeptes im Buch: Auch diesmal wird das
Rezept von einem schönen und anregenden Bild begleitet. Wieso aber ein
„baskisches“ Hühnerrezept als typisch amerikanisch eingeordnet ist, wird nicht
weiter geklärt. Die Brücke ist offenbar nur, dass Tony Milford jr., von dem
Loftus das Rezept erhalten hat, Indianer ist. Hm, im Sinne der „Story“ des
Buches vielleicht etwas fragwürdig. Allerdings ist das Rezept gut, das Ergebnis
lecker, und das ist dann vielleicht doch die Hauptsache.
Dieses Rezept ist logisch aufgebaut und lässt sich
grundsätzlich gut nachkochen. Allerdings erläutert es nicht immer alle Details
und setzt daher doch schon ein wenig
Kocherfahrung voraus. Und ob Angaben wie „225ml“, die kein
europäisch-kontinentaler Messbecher liefert, sein müssen, lasse ich mal
dahingestellt ( - könnte im amerikanischen Originalrezept mal ½ pint gewesen
sein, trifft es aber auch nur ungefähr). Nichtsdestotrotz hatte ich Spaß beim
Nachkochen und meine Familie hatte Freude beim Essen. Treffer!
P.S. Nach dem Essen – und einer kleinen Verdauungspause -
habe ich die Flüssigkeit nochmal in den Topf getan, auf knapp die Hälfte
reduziert und dann die festen Teile, Gemüse und Fleisch, wieder eingelegt.
Besser!
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