Alte Rezepte

Vielleicht habt ihr es ja hier oder da schon einmal mitbekommen: Ich liebe alte* Rezepte. So sammle ich seit einigen Jahren schon alte Kochbücher, alte handgeschriebene Rezeptsammlungen und freue mich immer besonders, wenn ich noch irgendwelche alten Familienrezepte finde. Und obwohl ich diese alten Schätze mein Herz ganz besonders erfreuen, wage ich mich doch viel zu selten daran, diese Rezepte auszuprobieren.

Das soll sich nun ändern! Ich möchte diesem Bereich viel mehr Aufmerksamkeit schenken und gerne viel mehr mit den alten Rezepten arbeiten. An den Vorbereitungen arbeite ich. Bald mehr dazu!

> Zur Rezeptübersicht  <

Damit ihr eine kleine Vorstellung bekommen könnt, in welche Richtung es ungefähr gehen wird, möchte ich Euch hier einmal kurz vorstellen, welche Bücher und Rezeptsammlungen ich habe, aus denen ich vorrangig schöpfen werde. Hierbei kann man zwischen mehreren verschiedenen Rezeptarten unterscheiden:

1. Alte Rezeptsammlungen, die bereits neu aufgearbeitet herausgegeben worden sind
2. Alte gedruckte Kochbücher
3. Handgeschriebene Rezeptsammlungen und -hefte
4. Gesammelte Landfrauenrezepte


1. Alte Rezeptsammlungen, die bereits neu aufgearbeitet herausgegeben worden sind

Hierbei handelt es sich um alte Rezepte, die irgendwann in jüngerer Zeit schon einmal bearbeitet worden sind. Die ursprünglichen Rezepte sind also meist sehr alt, die überarbeiteten Fassungen oft eher modern - man sollte also, wenn es die ursprüngliche Form zulässt, immer einen kritischen Blick auf die Bearbeitung haben. Einen unschlagbaren Vorteil haben diese Bearbeitungen aber: Man steht nicht so alleine da. Mit fehlenden Mengenangaben, ungenauen Zubereitungsschritten und ähnlichen Problemen haben sich schon einmal Leute beschäftigt und versucht, einen Weg zu finden.Von dieser Art Kochbücher besitze ich einige Ausgaben:

1a Rheinfränkisches Kochbuch (um 1445) (Faksimilie):

Dabei handelt es sich eigentlich um eine spätmittelalterliche Handschrift, die in Mainz entstanden ist und sich heute in Berlin befindet (Handschrift Ms. germ. fol. 244). Interessanterweise hat es sich Tupperware zur Aufgabe gemacht, diesen alten Schatz als Faksimile herauszugeben, übersetzt und mit Anmerkungen und Glossar. Dieses Buch fand ich in einem Antiquariat hier in Kassel und habe es seitdem in meinem Regal stehen - es wird also Zeit daraus zu kochen und nebenbei als Germanist einen fachkundigen Blick auf die Arbeit zu werfen...

1b Frau Johannas Biedermeier Kochbuch:

Dieses Kochbuch habe ich mir gekauft, als wir im Sommer 2015 in Wien waren. Es handelt sich hier um eine Rezeptsammlung aus dem Jahr 1845, die 2011 aufgearbeitet herausgegeben worden ist. So ist jedem Originalrezept eine überarbeitete, moderne, angepasste Variante entgegengestellt.

1c Das römische Kochbuch des Apicius: (Reclam):

Dieses Kochbuch habe ich mir in Trier gekauft, wo wir ein ganzes römisches Menü gegessen haben (> zum Bericht <). Es handelt sich um eine zweisprachige Ausgabe, die den lateinischen Text aus der römischen Kaiserzeit übersetzt und mit Anmerkungen und teilweise Mengenangaben bereichert.

1d Grimm'sche Kochereien und 1e Grimms Kochbuch

Gleich zwei Kochbücher über die Grimmschen Rezepte befinden sich in meinem Besitz, weshalb ich sie einfach mal zusammenfasse. In beiden findet man sorgfältig aufgearbeitet eine Auswahl von Rezepten aus dem Hause Grimm, gesammelt und notiert überwiegend von Dortchen Grimm, geb. Wild, der Ehefrau Wilhelm Grimms. Während Grimm'sche Kochereien sicherlich das besser transkribierte, umfassendere und biographisch sorgfältigere Büchlein ist, sind bei Grimms Kochbuch die Rezepte mehr für heutige Zeiten abgeändert und in einen märchenhaften Kontext gestellt. Sicher hat beides seine Vorzüge.

1f Küchengeheimnisse des Mittelalters und 1g Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält

In beiden Kochbüchern werden mittelalterliche Rezepte aus verschiedensten Quellen zusammengetragen und neu bearbeitet. Dazu kommen in beiden Büchern wunderschöne Illustrationen und viele interessante Hintergrundinformationen über das Mittelalter.

1h Großmutters Rezepte - modern nachgekocht


Bei diesem Kochbuch von Gerhard Eckert muss es sich um ein so rares Exemplar handeln, dass ich es bei Amazon nicht finden konnte; ich selbst habe es auf einem Flohmarkt erstanden. Es ist von 1977, was den Titelzusatz "modern nachgekocht" wohl etwas relativiert. Es wird also Zeit für eine modern-moderne Nachkochaktion, nicht?

1i Rezepte für Marie

Dies gehört mit zu meinen liebsten der bisher genannten Büchern. Ein Antiquitätenhändler fand vor einigen Jahren ein liebevoll geführtes Rezeptheft aus dem Jahr 1870. Daraus entstand dieses wunderschöne Buch, das einige der Originalseiten abbildet und die Rezepte neu inszeniert. Ich habe es vor einigen Jahren zu Weihnachten geschenkt bekommen.

2. Alte gedruckte Kochbücher

Originale, alte Kochbücher sind für mich höchstspannend und wunderschön zugleich. Die alten Schriftarten, die alte Schreibweise, ein Relikt längst vergangener Tage. Besonders aber zwischen den gedruckten Zeilen kann man oft ganz viel herauslesen: Wurde dieses Buch oft benutzt? Welche Kapitel, Seiten oder Rezepte haben ganz besonders gelitten? Gibt es handschriftliche Notizen ehemaliger Besitzer und Benutzer? Diese Bücher haben also meist sehr viel Charme, aber auch den unter Kategorie 1 erwähnten Nachteil: Bei unklaren oder fehlenden Angaben muss man einen eigenen Weg finden und experimentieren. Vielleicht ein Grund, weshalb ich mich an dieses große Feld der Rezepte bisher nicht so oft getraut habe?

2a Neuzeitliche Kochkunst

 

Das Buch beinhaltet leider nirgends eine Zeitangabe, dürfte aber wohl aus den 1920-30ern sein. Es ist mit 2kg ein riesen Wälzer, vor dem ich bisher irgendwie viel zu viel Respekt hatte und ihn kein einziges Mal zur Hand nahm. Besonders der Käsekuchen lohnt sich vielleicht?

2b Illustriertes Kochbuch von Mary Hahn (1922)



Eins von vielen wunderschönen alten Büchern, das von mir bisher unangetastet blieb.

2c Gut kochen und haushalten


Dieses Buch aus dem Jahr 1939 fand ich ebenfalls in oben verlinktem Antiquariat - ein wirklich wunderschönes Exemplar, nicht? Ebenfalls bisher von mir ungenutzt.

2d Kochbuch für drei und mehr Personen



Das Buch ist von 1922 und ich fand es bereits auf den ersten Blick wunderschön. Aus diesem Buch habe ich tatsächlich auch schon einmal etwas ausprobiert, was dann aber nicht hier sondern auf einem anderen Blog erschien: Bei der Küchenliebe. Ich erinnere mich noch gut daran, dass das nicht so richtig gut klappte und ich viel improvisieren musste...

2e Stettiner Kochbuch

Das eigentlich Kochbuch ist von 1845, also aus dem gleichen Jahr wie (1b) Frau Johannas Biedermeier Kochbuch, was ich sehr interessant finde. Bei mir handelt es sich aber eine moderne Reprint-Ausgabe.

2f Trierisches Kochbuch


Ich glaube es handelt es sich hier um das älteste Kochbuch was ich im Original besitze, von 1894. Es war ein Geburtstagsgeschenk meiner lieben Freundin Esther und obwohl ich eigentlich vorhatte sie daraus zu bekochen als sie mich besuchen kam, habe ich es nicht getan.

2g-l Henriette Davidis Praktisches Kochbuch


Ich habe sechs verschiedene Bearbeitungen (eins ist nicht auf dem Bild) von Henriette Davidis Kochbuch, alle nach ihrem Tod bearbeitet und erschienen. Die Bearbeiterinnen variieren, die Erscheinungsjahre auch, von 1890 bis 1920. Ich habe mit der Sammlung begonnen, liebe es durch die alten Bücher zu blättern und wollte eigentlich immer mal vergleichen, wie sich die Rezepte so verändern. Ich hatte sogar überlegt, darüber meine Bachelorarbeit zu schreiben, fand dann aber keinen guten germanistischen Ansatz und habe doch lieber Grimmbriefe bearbeitet.
Besonders in diesen Büchern liegen allerdings viele interessante Zettel.



3. Handgeschriebene Rezeptsammlungen und -hefte

Diese Rezepte haben meist noch mehr Charme und Ausdruck und lassen noch mehr Rückschlüsse auf Schreiber und Benutzer zu, weshalb es sicherlich meine liebste Kategorie ist. Außerdem liebe ich einfach alte Handschriften.

3a Paul Sporrer-Rezeptheft


Dieses Rezeptheft habe ich zufällig online ersteigert und mich sehr darüber gefreut. Dem Heftchen lag ein Widmungsschreiben bei, wodurch sie Pfarrer Paul Sporrer als Autor herausstellte. Durch ein bisschen Recherchearbeit konnte ich sogar noch ein bisschen mehr über den Pfarrer erfahren und fand sogar jemanden, der sich mit dessen Biographie beschäftigt hat und mir ein bisschen was über ihn erzählen konnte. Aus diesem Heftchen habe ich auch bereits gebacken.

3b Koch-Recepte


Bei diesem Büchlein hatte ich leider nicht das Glück, einen Besitzer oder einen Schreiber bestimmen zu können. Es ist aber klar erkennbar, dass verschiedene Menschen Rezepte eingetragen haben, da das Schriftbild sehr stark variiert.


3c Rezeptkartei meiner Großtante Gitt


Meine Großtante Gitt, eigentlich Margarethe, war ein sehr ordentlicher und gut sortierter Mensch. Das habe ich nicht geerbt. Aber ihre Rezeptkartei, worüber ich mich immer wieder sehr freue.

3d loses Konvolut von Rezepten


Das ist nun schließlich eine lose Zettelsammlung mit einzelnen Rezepten...
 


4. Gesammelte Landfrauenrezepte

Dieser Überbegriff ist nicht ganz korrekt, aber er erschien mir passend: hierbei geht es oft vorrangig um regionale Spezialitäten und Besonderheiten, meist von Landfrauen gesammelt. Manchmal finden sich darunter auch wirklich alte Familienrezepte, die ich ganz besonders spannend finde. Vermutlich werde ich aber aus dieser Kategorie am wenigsten ausprobieren.

4a Das Kochbuch aus Westfalen:

Dies ist eins von vielen Kochbüchern, in denen Landfrauen alte und neue Rezepte aus ihrer Region und ihren Familien zusammentragen. Ich habe es im letzten Jahr von meinen Schwiegereltern zu Weihnachten bekommen und mich sehr darüber gefreut - und trotzdem noch nichts davon ausprobiert.

4b Handfeste Rezepte zum Kochen und Backen und 4c Täglich kochen und backen was schmeckt

Bei diesen beiden Büchern handelt es sich um zwei Bücher aus einer Reihe, die ich beide von meiner Schwieger-Großtante geschenkt bekommen habe. Es sind viele sehr moderne Rezepte darunter, aber auch ein paar alte Schätze, weshalb ich die Bücher nach kurzem Zögern hier in die Liste aufnehme.

4d Norddeutsche Küche und 4e Köstliches aus der alten Berliner Küche 

Zwei Bücher auf die die Beschreibung "Landfrauenrezepte" eher nicht zutrifft, die für mich aber trotzdem am ehesten in diese Kategorie passen und daher auch nur grenzwertig als "alt" zu bezeichnen sind. Beide sammeln regionale Rezepte und Geschichten und natürlich sind da auch mal ältere Rezepte mit interessanter Entstehungsgeschichte dabei.

4f Unvergessene Küche

Dieses Buch sieht einfach schon auf den ersten Blick alt aus, mit dem groben Einband. Es ist zwar aus den 1970ern, sammelt aber wie schon einige der zuvor genannten Bücher alte Rezepte mit besonderer Geschichte.

*Anmerkung am Rande: Der Begriff 'alt' ist natürlich sehr subjektiv. Für mich, im Dezember 1990 geboren, sind auch Rezepte aus den 80ern schon alt. Daher ist es für mich schwer gewesen, eine Grenze zu ziehen. Ich habe mich entschieden, die Rezeptbücher der 1970er und 80er aber erst einmal außer Acht zu lassen und mich auf die Zeit davor zu beschränken.

2 Kommentare:

  1. eine Tante meiner Frau hat 1908 einen 45 tägigen Kochkurs in St. Aldegund besucht und mit bemerkenswerter Präzision alle Rezepte notiert. Damit die aussergewöhnliche Leistung der damals 16jährigen Teilnehmerin erhalten bleibt, habe ich alles, aus deutscher Kurrentschrift in heutige Schrift übersetzt und vom Best-Off Verlag herausgeben lassen. Der Titel ist, "Alle Rezepte eines Kochkurses der 1908 im Rathaus von Sankt Aldegund stattfand" ISBN 978-3-96133-046-1

    AntwortenLöschen
  2. Das klingt toll, lieber Herr Stork, ich werde mir das mal näher ansehen!

    AntwortenLöschen

Wenn Du magst, dann hinterlasse mir doch einen Kommentar – ich würde mich freuen!

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von Dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.

Bisher verfasst...

-->