Bei Rezepten mit Äpfeln denken die meisten Menschen vermutlich als erstes an Apfelkuchen oder Apfelmus. Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken! Wie darf der Apfel für Euch zubereitet werden, süß oder herzhaft?
{Dieses Buch habe ich als kostenfreies Rezensionsexemplar vom at-Verlag zur Verfügung
gestellt bekommen. Eine weitere Bezahlung ist nicht erfolgt. Meine
Meinung ist unbeeinflusst.}
James Rich: Äpfel. Rezepte aus dem Obstgarten
at-Verlag, 2019, 224 Seiten, 25 €
Erster Eindruck:
In
diesem Buch fällt die Einleitung länger aus. James Rich erzählt von
Äpfeln und ihrer Geschichte, erzählt von seiner eigenen
Familiengeschichte und seiner Kindheit in Somerset, gibt eine
ausführliche Warenkunde, Hinweise zu den Rezepten und eine Anleitung zum
Sterilisieren der Gläser. Dann folgen in fünf Kapiteln die Rezepte:
Leichte Kleinigkeiten, Herzhafte Gerichte, Beilagen und Saucen, Süße
Sachen und Getränke.
Leichte
Kleinigkeiten umfasst Rezepte wie Müsli, aber auch Suppen und Salate.
Überraschender sind in diesem Kapitel Apfelküchlein, die frittiert
werden, sowie Zwiebelkuchen und Apfeltörtchen mit Blätterteig.
Herzhafte
Gerichte (im Original Feasts) zeigen sich in einer großen Vielfalt:
Muscheln in Cider gegart, Apfel-Curry, Huhn-Apfel-Crumble,
Puten-Apfel-Burger ... Hier klingt für mich ein Gericht besser als das
nächste!
Beilagen
und Saucen enthält neben Salaten, Relish, Chutney und Marmelade
außerdem so Kleinigkeiten wie Apfelchips und ein Rezept für Apfelessig.
Im
Kapitel für süße Sachen wird es klassischer für deutsche
Rezeptverhältnisse: Kuchen, Crumble, Bratäpfel, aber auch verschiedene
Eis-Sorten, die verlockend klingen.
Das Getränkekapitel schließt ab mit Smoothies, Tee und Punsch, besonders aber mit reichhaltigen Cocktailangeboten.
Zur Übersetzung:
Mittlerweile
versuche ich eigentlich, übersetzte Kochbücher zu vermeiden. Zu oft
störe ich mich an schlechten Übersetzungen und Fehlern. Hier konnte ich
der Versuchung aber nicht widerstehen (Äpfel halt!). Übersetzt wurde von
Susanne Bonn, die außerdem auch einige Passagen umgeschrieben hat,
damit grundlegendes Apfelwissen sich nicht nur auf England bezieht,
sondern auf den deutschen Markt angepasst wird.
Im
Kapitel Meine Apfel-Familiengeschichte hängt Susanne Bonn so einen
ganzen Absatz zu Cider außerhalb Englands an. Dass dieser Absatz
eigentlich gar nicht von James Rich stammt, wird nicht kenntlich gemacht
und ich empfinde es als etwas befremdlich. Hier hätte ich mir eher
gewünscht, dass das sehr persönliche Familienkapitel des Autors für sich
stehen bleibt und man ein weiteres Vorwort der Übersetzerin einfügt.
Das würde allen mehr gerecht werden und der Übersetzerin zugleich
Anerkennung für ihre Mehrarbeit schenken.
An
anderen Stellen geht aber auch etwas verloren: Unterscheidet James Rich
beispielsweise zwischen süßen, säuerlichen und bittersüßen bzw. -sauren
Äpfeln, erweitert die Übersetzerin das zwar um süß-säuerliche Äpfel und
ergänzt die Listen mit heimischen Äpfeln, dafür führt sie die bitteren
Äpfel gar nicht auf, da diese in den Rezepten im Buch keine Rolle
spielten. James Richs Ode auf den Cider fällt hier dann ganz weg.
“Cider-making, like wine-making and beer-brewing, is both a science and
an art.”
Das
Fachwissen über spezielle englische Apfelsorten wird ebenfalls aus dem
Buch herausgenommen und mit deutschen Apfelsorten ausgetauscht.
Einerseits eine verständliche Entscheidung, für den deutschen Buchmarkt,
andererseits aber ein Verlust für interessierte Leser.
Schade
finde ich es, dass auch in den Rezepten ent-anglisiert wird. Cheddar
wird als Zutat oft einfach durch Käse ersetzt und allenfalls als ein
möglicher Vorschlag genannt; auch bei den Apfelsorten wird entsprechend
eingegriffen. Das mag bei spezifischen englischen Sorten sinnvoll sein,
warum aber etwa der explizite grüne Apfel für diesen Kuchen nur mit
einem säuerlichen Apfel übersetzt wird, bleibt offen. Alles kein Drama,
aber so Feinheiten, die mir wieder vor Augen führen, warum ich lieber
zum Original greife.
Außerdem
tauchen hier und da kleine Fehler bei den Mengen auf, die im Lektorat
hätten auffallen können (beim Apfelkuchen wird beispielsweise ein
Teelöffel Zimt verwendet, von dem eigentlich die Hälfte mit dem Mehl an
den Teig kommen, die andere Hälfte für die knusprige Nuss-Schicht
verwendet soll ‒ in der deutschen Ausgabe soll aber ein Teelöffel an den
Teig und „der restliche Teelöffel Zimt“ an die Nüsse, trotzdem steht
auch hier nur ein Teelöffel bei den Zutaten).
Ausprobiert:
Huhn-Apfel-Crumble, Apfel-Dattel-Kuchen mit Kaffeeguss, Schweinekotelettes mit Apfelessigsauce (Rezept s. unten)
Die
Apfel-Käse-Scones mit Thymian habe ich auch ausprobiert: diese waren
leider ein Desaster. Der Teig hatte keine sehr angenehme Konsistenz, die
Angabe „fest, aber feucht“ war nicht wirklich hilfreich. Statt
aufzugehen zerlief der Teig dann leider mehr und am Ende hatten wir
große, flache Taler, die mit Scones nicht viel gemeinsam hatten.
Geschmacklich waren sie in Ordnung, was aber auch eher kein Lob ist.
Auf der Ausprobier-Liste:
Kapitel 1: Zwiebelkuchen mit Apfel und Cheddar, Apfeltörtchen mit Ziegenkäse und Honig.
Kapitel
2: Gebratetene Ente mit Apfelweinbrandsauce, langsam geschmorter
Schweinebauch mit eingelegtem Apfel, mit Apfelwein glasierter Schinken
Kapitel 3: Apfelsirup, ultimative Apfelsauce
Kapitel 4: Apfel-Zimt-Schnecken, Apfel-Rosmarin-Kuchen, Cider-Sorbet
Kapitel
5: Apfel-Eistee, Apfelcocktail mit Rose und Minze, Cider-Thymian-Cocktail
Zu diesem Rezept und den Zutaten:
Schweinefleisch
und Äpfel, das passt für mich absolut gut zusammen. Hier kommt der
Apfel gleich dreifach ins Gericht: in Spalten geschnitten, als Essig und
als Cider. Die Zutaten sind alle ganz klassisch und problemlos zu
bekommen. Das Rezept ist simpel, aber gut.
Man sollte nur
aufpassen, dass kleinere bzw. dünnere Kotelettes vielleicht etwas
weniger lange im Ofen brauchen und die Garzeit entsprechend anpassen,
damit das Fleisch nicht trocken wird.